Wer dies einmal erlebt hat, weiß, wie es sich anfühlt: Nicht gewollt zu sein, ausgelacht, weggeschickt zu werden. Das tut weh und kratzt an unserem Selbstbewusstsein.
Für viele Menschen auf dieser Welt geht es dabei nicht allein um ihr Selbstbewusstsein, sondern um ihr ganzes Sein. Da sind Menschen in Ängsten und Sorgen, auf der Flucht oder in Krankheit, und statt Annahme und Aufnahme erleben sie oftmals Abweisung oder ein „Dafür sind andere zuständig“.
Wie tröstlich und einladend klingen da hingegen die klaren Worte der Jahreslosung:
"Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Joh 6,37)
Jesus ist in diese Welt gekommen. Gott hat den ersten Schritt getan und begegnet uns mit Offenheit. Er ist da, für uns. Wir dürfen zu ihm kommen.
In Jesus Christus ist Gott selbst Mensch geworden. Gott ist nahbar und erfahrbar, wir können ihm begegnen, von Angesicht zu Angesicht.
So manche Zeichen und Wunder sind bereits geschehen, als Johannes im sechsten Kapitel seines Evangeliums in der so genannten Brotrede diese Worte Jesu zitiert: Menschen werden geheilt, Menschen werden satt. Dies spricht sich rum, und immer mehr fragen nach dem, der da Zeichen und Wunder tut, und interessieren sich für ihn und sein Wirken.
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“, spricht Jesus.
Diese Worte, sie gelten allen Menschen, gleich welcher Herkunft oder Orientierung. Menschen in Ängsten und Sorgen, in Sicherheit und auf der Flucht, in Fragen und Zweifeln, in Glauben und Hoffnung - den Armen und Reichen, den Mächtigen und den Ohnmächtigen.
Diese Worte drücken für mich eine große Offenheit aus. Gottes Tür steht mir offen, er weist mich nicht ab. Ich muss keine Angst haben, bei ihm anzuklopfen. Ich muss mich nicht sorgen, was mich wohl hinter der Tür erwarten wird.
Jesus ist für uns da, er lädt uns ein. Er wird uns nicht abweisen, oder, wie es in der Lutherübersetzung heißt, „nicht hinausstoßen“.
Ich darf mich getrost auf den Weg zu ihm machen, um ihm zu begegnen und seine Wunder erleben zu können.
Für mich ist dies eine wunderbare Verheißung in einer Welt, in der es mehr verschlossene als offene Türen zu geben scheint.
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Ich wünsche uns viele offene Türen, auf welcher Seite wir auch immer stehen mögen, und dabei stets gute und segensreiche Begegnungen.
Möge Gottes Segen uns begleiten und möge unser Glaube uns tragen auch in schwierigen Zeiten, im Vertrauen auf Gottes Beistand und Geleit.
Bleiben Sie Gott befohlen!
Pfr. Steffen Held, Dekan im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau
01.03.2022
Alte Kirche, neue Kirche - ein Zwischenbericht
Wie geht es weiter mit dem Abriss unserer Kirche und dem Neubau? Oft wird dem Kirchenvorstand diese Frage gestellt, hier ein kurzer Zwischenstand von Mitte Februar 2022.
Dabei bleibt’s:
Alles wird abgerissen – die Kirche, die Gemeinderäume, der Kindergarten und das Pfarrhaus. Es gibt eine einzige Ausnahme: der Kirchturm bleibt stehen.

(Foto: cf)
Die neue Kirche
Die neue Kirche wird unmittelbar im Bereich des Kirchturms erbaut. Sie wird mit Blick auf ihre Größe nicht mehr mit unserer noch bestehenden Kirche vergleichbar sein. Es gibt von der Landeskirche strenge Vorgaben über die erlaubte Größe dieses Gebäudes, und diese wiederum ist abhängig von der Zahl der Gemeindemitglieder – aktuell sind das bei uns noch knapp 900.
Der Kirchenvorstand (KV) hat einen Wettbewerb initiiert, der noch nicht beendet ist: Drei Architekturbüros erarbeiten Vorschläge, wie die neue Kirche trotz der limitierten Größe möglichst attraktiv und funktionell gestaltet werden kann. Der KV wird Anfang März eine Entscheidung treffen, welches Architektenteam den Zuschlag erhält. Darüber informieren wir in der nächsten Ausgabe des Gemeindebriefs.
Was passiert mit der viel größeren Fläche des Kirchengeländes?
Das diakonische und gemeinnützige Unternehmen Mission Leben möchte auf diesem Gelände ein diakonisches Dienstleistungszentrum in mehreren Häusern errichten. Geplant sind vollstationäre Pflegeplätze in Ein-zelzimmern, Wohnungen mit speziellem Konzept: (Wohnen mit Service) und Plätze für eine Tagespflegeeinrichtung. Dazu kommt ein so genannter Quartierstreff, eine Begegnungsstätte, die von unterschiedlichen Gruppen aus Gravenbruch genutzt werden soll.
Zum jetzigen Zeitpunkt, Mitte Februar, ist das gesamte Projekt allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. Alle Beteiligten wollen es unbedingt realisieren, aber es könnte durchaus noch scheitern.
Warum? Mission Leben muss seine ursprünglichen Kostenberechnungen noch einmal völlig überarbeiten. In der Baubranche gibt es aktuell viele Unwägbarkeiten. Die Materialkosten sind - auch als Folge der Coronakrise - drastisch gestiegen. Außerdem ist es schwieriger geworden, Baumaterial einzukaufen.
Das ganze Projekt wird also mit Blick auf seine Wirtschaftlichkeit neu kalkuliert. Aber das ist nicht der einzige Grund, dass es aktuell eine Verzögerung gibt. Genau genommen geht es auch um einen Mehrzweckraum im neuen Zentrum, der auch von anderen Gruppen aus Gravenbruch genutzt werden soll (Stichwort: Quartierstreff). Dazu werden weitere Partner und Förderer gesucht – hier will Mission Leben den Fokus auch auf die Stadt Neu-Isenburg richten.
Hätte man den Abriss vermeiden können?
Immer wieder ist uns diese Frage gestellt worden. Die Kirchengemeinde hat – wie viele andere Evangelische Kirchengemeinden auch, in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend Mitglieder verloren. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Unsere Gravenbrucher Gemeinde hatte bei ihrer Gründung vor etwa 55 Jahren mehr als 4000 Mitglieder, heute sind es noch knapp 900. Grundlage für die Geldzuweisungen der Landeskirche Hessen-Nassau (EKHN) ist die Zahl der Mitglieder, die finanziellen Mittel wurde im Laufe der Jahre deshalb immer geringer.
Am Ende war der großzügige (im Vergleich zu vielen anderen Kirchengemeinden riesige) Gebäudekomplex nicht mehr zu retten. Hinzu kommt: Unser Kirchengebäude (Einweihung 1965) ist zu jung, steht deshalb leider - im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen in der EKHN - nicht unter Denkmalschutz. Mit einer denkmalgeschützten Kirche hätte sich unsere Ausgangslage verändert, aber dennoch wäre der Abriss weiter Teile des Gebäudekomplexes so oder so nicht zu verhindern gewesen. (cf)